Bürgermeistergespräch Teil 6 - Globalisierung

Veröffentlicht auf von Bürgerliste St. Wolfgang

Abhängigkeiten von globalen Playern
Noch einmal das Thema Rössl Wiese. Offensichtlich ist der Zug in Richtung transnationales Hotelprojekt schon abgefahren. Nun gut, manchmal kommt der Mensch zu spät, um falsche Entwicklungen zu stoppen. Eine Frage, die sich aus diesem Projekt ableitet ist, und der sollten wir uns stellen: Wollen wir die Gemeinde weiter von globalen Marktspielern in St. Wolfgang abhängig machen, oder nicht lieber auf die Kraft der eigenen Region setzen?
Was ist die Lehre, die wir aus der jetzigen Wirtschaftskrise ziehen? Das Hotelprojekt auf der Rössl Wiese erhöht unsere Abhängigkeit von Großkonzernen. Bereits das Hotel Scalaria ging an multinational agierende Großinvestoren. Mit der Rössl Wiese holen wir uns mit dem Betreiber Travel Charme Hotel einen weiteren globalen Großinvestor nach St. Wolfgang.
Die Wirtschaftskrise hat aber gezeigt, daß gerade die globalen Strukturen nicht allein dazu angetan sind, die Überlebenschancen lokaler Bevölkerungen zu sichern. Nur wenn wir unterschiedliche Wirtschaftsformen miteinander verknüpfen, erhöhen wir unsere Sicherheit. Globale Player sind gut in prosperierenden Zeiten. Doch in Krisenzeiten müssen dem globalen Player gesicherte, gut aufgestellte, regional und lokal funktionierende Wirtschaftsformen gegenüberstehen.
Dies ist im Augenblick noch zu wenig der Fall. Wir brauchen mehr Verbindung zwischen den regionalen und globalen Marktstrukturen. Aber nicht in einem Verhältnis von Zulieferer und Abnehmer (also in einem klaren Abhängigkeitsverhältnis wie in der Autoindustrie), sondern in einer Wirtschaft, die auf Augenhöhe funktioniert. Der globale Spieler wird nur dann auf unsere Bedürfnisse reagieren, wenn wir ein großes Stück weit unabhängig von ihm sind und wir die Qual der Wahl haben.
Im Moment suchen wir Investoren. Sie kommen nicht freiwillig.
Wir müssen es schaffen, das Verhältnis auf eine gleichberechtigte Basis zu stellen. Jede und jeder von uns ist aufgerufen, dazu einen Beitrag zu leisten und darüber nachzudenken, wie wir unsere Position stärken können.
Eine Frage sei zum Schluß noch erlaubt: Wieso konnten wir uns in St. Wolfgang nicht mit den traditionellen Formen des Tourismus positionieren, die uns groß gemacht haben, dem Familientourismus?

Veröffentlicht in Grundsätzliches

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